Fulden Candar untersucht die Auswirkungen von polymeren Faserfragmenten auf menschliche Zellen

Fulden Candar wird ihr Fachwissen in Materialwissenschaft und Biochemie einsetzen, um die Auswirkungen von Polymerfaserfragmenten auf menschliche Zellen in fortgeschrittenen In-vitro-Modellen zu untersuchen. Hier erzählt sie, was sie zu ihrer Arbeit an der Fallstudie A2: Faser tox motiviert:

Fulden, was ist dein fachlicher Hintergrund?

Meinen Bachelor in Biotechnologie habe ich an der TU Yildiz in Istanbul abgeschlossen. Als Studentin arbeitete ich in den Laboren der Abteilung Biochemie und Mikrobiologie an der Marmara Medizinischen Fakultät. Dort führte ich Experimente und Untersuchungen durch und analysierte die Ergebnisse für Diagnosen.

Nach meinem Bachelorabschluss untersuchte ich den Einfluss unterschiedlicher Proteine auf den Trehalose-Metabolismus in Arabidopsis thaliana – das ist ein Modellorganismus der in der Forschung zu Pflanzengenetik häufig eingesetzt wird.

Meine akademische Ausbildung setzte ich dann an der TU Istanbul fort, wo ich einen Masterabschluss in Molekularbiologie, Genetik & Biotechnologie erworb. Während meines Studiums forschte ich im Bereich Tissue Engineering. Genauer gesagt bewertete ich Fibroin, ein Protein das in der Seide einiger Insekten vorkommt, als Beschichtungsmaterial für Nanofasern die durch Elektrospinnen hergestellt werden.

Was wird deine Aufgabe im Projekt sein?

Mein Hauptziel bei der Fallstudie „Faser tox“ besteht darin, die möglichen Auswirkungen von Polymerfasern und ihren Zusatzstoffen auf die menschliche Gesundheit zu untersuchen. Angesichts ihrer umfangreichen Verwendung in unterschiedlichsten Technologien ist es von entscheidender Bedeutung, die potenziellen gesundheitlichen Auswirkungen dieser Materialien während ihres Lebenszyklus zu untersuchen. Auch wenn sich bisherige Studien nur eingeschränkt übertragen lassen, gibt es doch Anzeichen dafür, dass die geringe Größe von Faserbruchstücken dazu führt, dass diese über die Atem- und Verdauungsorgane in den Körper gelangen, was wiederum gesundheitliche Folgen haben könnte. Die potentiellen Auswirkungen stoßen bei Medizinern, Forschern und in der Öffentlichkeit gleichermaßen auf Bedenken.

Im Rahmen dieses Projekts möchte ich eine Reihe von Faserfragmenten mit genau definierten Eigenschaften herstellen und ihre Auswirkungen auf fortgeschrittene In-vitro-Gewebsmodelle systematisch untersuchen. Mein Ziel ist es, mit den Ergebnissen meines Forschungsprojekts eine robuste und umfassende Plattform für die Untersuchung der Fasertoxizität zu schaffen, die einen wichtigen Beitrag zum Bereich der Materialwissenschaften und der öffentlichen Gesundheit leisten wird.

Weshalb hast du dich entschieden zu diesem Projekt beizutragen?

Erstens interessiert es mich brennend die Auswirkungen von Materialien auf die menschliche Gesundheit und das Wohlbefinden zu untersuchen. Dieses Projekt bietet eine einzigartige Gelegenheit, die potenziellen Mechanismen zu erforschen, die durch Polymerfasern und ihre Zusatzstoffe ausgelöst werden.

Zweitens gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass die Fragmentierung synthetischer Fasern in Mikro- und Nanopartikel wesentlich zur Umweltverschmutzung beiträgt und es noch viel über die Auswirkungen dieser Materialien auf die menschliche Gesundheit zu lernen gibt. Daher sehe ich diese Forschungsarbeit als eine wertvolle Gelegenheit, neue Erkenntnisse über dieses komplexe Thema zu gewinnen und zur Entwicklung von Strategien zur Eindämmung seiner Auswirkungen beizutragen.

Und schließlich bietet der interdisziplinäre Charakter dieses Projekts, das Materialwissenschaft, Umweltwissenschaft und menschliche Gesundheit miteinander verbindet, eine einzigartige Gelegenheit, mit Expert*innen aus verschiedenen Bereichen zusammenzuarbeiten und zu einem umfassenderen Verständnis dieses Themas beizutragen.

Wo siehst du die größte Herausforderung?

Das größte Hindernis bei diesem Projekt liegt in der Komplexität des Themas. Bei dem Versuch Prozesse wie die Inhalation zu simulieren, an denen verschiedene Gewebe mit unterschiedlichen Funktionen beteiligt sind, ist es schwierig eine vollständige Genauigkeit zu erreichen. Nichtsdestotrotz werden die Erkenntnisse, die sich aus unserer Forschung ergeben, dazu beitragen, unser Verständnis der Materie zu verbessern.

Hinzu kommt, dass die Fragmentierung der genannten Materialien über eine Vielzahl von Wegen erfolgen kann, was eine umfassende Untersuchung ihrer Auswirkungen erschwert. Bei der Erforschung der potenziellen Auswirkungen von Kunstfasern ist es wichtig, auf Fachwissen aus verschiedenen Bereichen zurückzugreifen, darunter Molekularbiologie, Toxikologie, Umwelt- und Materialwissenschaften. Der Aufbau einer effektiven Zusammenarbeit zwischen diesen Disziplinen wird für das Erreichen unserer Ziele von entscheidender Bedeutung sein.

Wie gehst du damit um, dass du an mehreren Instituten arbeiten wirst und mehrere Forschungsinstitute in deinem Projekt involviert sind?

Auch wenn die Zusammenarbeit mit mehreren Instituten und Forschungseinrichtungen einige Herausforderungen in Bezug auf die Koordinierung von Experimenten und die gemeinsame Nutzung von Daten mit sich bringen kann, bietet sie doch auch jede Menge Vorteile: Durch die Zusammenarbeit mit Expert*innen aus verschiedenen Bereichen werde ich Zugang zu einem breiteren Angebot an Einrichtungen, Geräten und Kenntnissen haben, die für die Durchführung hochwertiger Experimente und die Erzielung aussagekräftiger Ergebnisse entscheidend sind.

Darüber hinaus wird die Zusammenarbeit mit Kolleg*innen mit unterschiedlichen Erfahrungen und Perspektiven eine hervorragende Gelegenheit bieten, von ihnen zu lernen, mein Wissen zu erweitern und meine Forschungsfähigkeiten zu verbessern. Ich freue mich auf den Austausch von Ideen und die Weitergabe von Erkenntnissen an Expert*innen mit unterschiedlichen Hintergründen, wodurch ein dynamisches und bereicherndes kollaboratives Umfeld gefördert wird. Insgesamt sehe ich in der Zusammenarbeit mit mehreren Instituten eine wertvolle Gelegenheit, meinen Forschungshorizont zu erweitern und ein besseres Verständnis für die komplexen Fragen an der Schnittstelle zwischen medizinischer und Biomaterialforschung zu gewinnen.

Vielen Dank Fulden. Willkommen beim Forschungsverbund, wir freuen uns darauf mit dir zusammenzuarbeiten.

Foto: Fulden Candar
23. Mai 2023

Fulden Candar untersucht die Auswirkungen von polymeren Faserfragmenten auf menschliche Zellen
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