Fallstudie B1: Kontrolle des Auflöseverhaltens


Fallstudie B1: Kontrolle des Auflöseverhaltens

Aufgrund ihrer herausragenden katalytischen,1 optischen und elektronischen Eigenschaften,2 sind Metalloxidnanopartikel die am häufigsten verwendeten Baueinheiten für hochentwickelte Materialien. Dementsprechend werden sie in Bereichen wie Katalyse, Sensortechnologien und flexibler Elektronik und auch zunehmend für diagnostische und therapeutische Anwendungen eingesetzt.3 Dabei verfeinert sich der Aufbau der Nanopartikel zusehends: Nanokomposite, Kern-Schale Partikel und dotierte Nanomaterialien sind bekannte Beispiele.

Wenn sich Metalloxidpartikel im Zellinneren auflösen werden Metallionen freigesetzt. Diese können toxisch auf Zellen wirken und können so auch medizinisch nutzbar gemacht werden,4 vorausgesetzt die Ionenfreisetzung von Nanopartikeln kann kontrolliert eingestellt werden. Beispielsweise bilden Kupferionen (Cu2+) in biologischen Systemen Komplexe mit Proteinen und/oder Aminosäuren. Wenn diese Komplexe ausfällen ändert sich der Metabolismus der Zellen.5

Optimierung der Metalloxidpartikel am IWT

In einer ihrer Vorarbeiten untersuchte das IWT das Auflöseverhalten von Kupferoxid (CuO) Nanopartikeln.5 Dotierung mit Eisen (Fe) erhöhte die Stabilität der Partikel unter physiologischen Bedingungen und reduziert so die Zelltoxizität. Am IWT wird das Mengenverhältnis von Eisen und Kupfer (Fe/Cu) systematisch variiert um das Auflöseverhalten zu optimieren. Dies kann durch Dotierung und durch die Entwicklung von Kern-Schale-Partikeln geschehen.

Schema zur Herstellung dotierter und undotierter Metallnanopartikel mit Flammenaerosoltechnik, dargestellt durch eine Flamme und deren Wirkung auf Zellen, dargestellt durch drei Zellen in den Farben rot (für apoptotische Zellen) und grün (für lebende Zellen)
Dotierte und undotierte Metallnanopartikel werden am IWT mit Flammenaerosoltechnik synthetisiert und ihre Wirkung auf Krebs- und normale Zellen wird in vitro getestet. Quelle: IWT

Untersuchung der Zellantworten an IfADo und IUF

Am IfADo werden die Zellantworten auf die am IWT entwickelten Nanopartikel analysiert. Eingesetzt werden verschiedene Krebszelllinien, Leberzellen und Nervenzellen. Zellen der Krebszelllinien werden mit „normalen“ Zellen verglichen, um Einblicke in therapeutische Strategien zu erhalten. Nachdem die für die Zellen toxischen Konzentrationen bestimmt wurden, werden nicht-toxischen Konzentrationen für weitere Untersuchungen verwendet: Mithilfe von RNA-Sequenzierung werden molekulare Signaturen der verschiedenen Dotierungsstrategien ermittelt. Mit Raman-Spektroskopie wird untersucht in welche Zellkompartimente die die Partikel aufgenommen werden.

Am IUF werden Luft-Flüssigkeits-Grenzflächen-Modelle (Ait-Liquid-Interface / ALI) der Lunge eingesetzt um die Auswirkungen der Metalloxid Nanopartikel auf die Epithelzellen der Atemwege zu bestimmen. Außerdem wird das für die Zellkultur verwendete Zellmedium, welches unter anderem Signalstoffe und Stoffwechselprodukte der Atemwegsepithelzellen enthält, gesammelt und am IfADo für weitere Untersuchungen an Nervenzellen benutzt. Hintergrund ist hier der mögliche Einsatz der Nanopartikeln als inhalierbare Medikamente.

Am IfADo werden Nukleotidabfolge der RNA mittels RNA-Seq bestimmt. Die Sequenzierung basiert auf Hochdurchsatzmethoden.

Beteiligte Partnerinstitute

Logo IWT
Leibniz-Institut für Werkstofforientierte Technologien – IWT 6 Monate

Logo IfADo
Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) 30 Monate

Logo IUF
IUF – Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung kürzere Forschungsaufenthalte
Referenzen und eigene Vorarbeiten
  1. Noman MT, Ashraf MA, Ali A, Synthesis and applications of nano-TiO2: a review. Environ Sci Pollut Res Int 26:4 (2019) 3262. https://doi.org/10.1007/s11356-018-3884-z
  2. He L, Tjong SC, Nanostructured transparent conductive films: Fabrication, characterization and applications. Materials Science and Engineering: R: Reports 109 (2016) 1. https://doi.org/10.1016/j.mser.2016.08.002
  3. Augustine R, Mathew AP, Sosnik A, Metal Oxide Nanoparticles as Versatile Therapeutic Agents Modulating Cell Signaling Pathways: Linking Nanotechnology with Molecular Medicine. Appl Mater Today 7 (2017) 91. https://doi.org/10.1016/j.apmt.2017.01.010
  4. Ping’an Ma et al., Enhanced Cisplatin Chemotherapy by Iron Oxide Nanocarrier-Mediated Generation of Highly Toxic Reactive Oxygen Species. Nano Letters 17 (2017) 928. https://doi.org/10.1021/acs.nanolett.6b04269
  5. Naatz H et al., Model-Based Nanoengineered Pharmacokinetics of Iron-Doped Copper Oxide for Nanomedical Applications. Angewandte Chemie 132 (2020) 1844. https://doi.org/10.1002/ange.201912312

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